Ein Tag auf dem Rahlenhof
- Lioba R. Scheidel
- 5. Aug. 2017
- 2 Min. Lesezeit
RAVENSBURG – Auf Einladung von Anita und Christof Schaaf vom Rahlenhof erlebten fünf Frauen und drei Männer von St. Konrad Haslach einen Tag auf dem Demeterbetrieb im Raum Ravensburg.

„Wir schaffen das!“
Der Arbeitstag beginnt auf der grünen Wiese. Schon auf dem Weg dahin lugen die Besucher in die Stallungen, streicheln freilaufende Hühner und schnuppern am Heu. Vögel zwitschern und Biobauer Christof Schaaf erzählt von Turmfalken und Mehlschwalbenpaare, die auf dem Rahlenhof zuhause sind. Ein schmaler Fußweg führt zu einer grünen Wiese, für die Gäste im Rollstuhl ein abenteuerlicher Weg. Doch die Neugierde siegt. Christof Schaaf macht Mut: „Wir schaffen das!“ Die gute Laune steigt.
Kartoffelernte erleben
Denn endlich erreichen sie den Kartoffelacker. Beim Ausgraben der roten Kartoffeln ist die Mutterknolle noch zu erkennen. Zwischen den Kartoffelstauden pflücken sie den duftenden Dill und den blau blühenden Borretsch für den Kräuterquark. Andere graben die Kartoffeln aus, genießen den frischen, herben Geruch. Der Korb füllt sich. Stolz und zufrieden mit der eigenen Ernte treten sie den Heimweg an. Für die Rollstuhlgäste ist der Weg leicht bergauf eine Herausforderung. Christof Schaaf improvisiert, knotet ein Seil an den Rollstuhl, zieht von vorne, der Betreuer schiebt. Die Rollstuhlfahrer sind im Glück.
Tiere füttern
Im Garten schrubben und waschen sie ihre Ernte. Während die Kartoffeln auf dem Herd kochen, füttern sie die Tiere. Die entspannten Pferde wirken beruhigend auf die ängstlichen Gemüter. Die Gäste wagen ein schnelles Streicheln, eine zaghafte Berührung. Im Schatten der Bäume entdecken sie freilaufenden Küken. Sie dürfen die flauschigen Tiere auf den Arm nehmen und würden sie am liebsten mit nach Hause tragen. Dagegen bewundern sie das Landschwein „Praline“ aus respektvoller Distanz. Noch am Gartentisch scherzen sie über den originellen Namen. Zusammen mit Familie Schaaf genießen sie die gekochten Kartoffeln mit buntem Kräuterquark. Die Besucher sind begeistert: „Zur nächsten Ernte kommen wir wieder.“
Biodiversität
Familie Schaaf investiert viel Zeit und Engagement in die Verbesserung und Schaffung von Lebensräumen für wildlebende Pflanzen und Tiere. In den 1.300 Meter Hecken nisten Vögel, Insekten und Säugetiere. Beim Mähen der Wiesen bleiben immer Ecken für Schmetterlinge, Wildbienen und Hummeln stehen. 203 Streuobstbäume und der Rahlenweiher werden gepflegt und erhalten.
Nachgefragt
1) Warum ist der Rahlenhof so besonders?
Anita und Christof Schaaf: „Der Rahlenhof ist das letzte vollständig erhalten gebliebene große Gut im Bereich der Stadt Ravensburg. Der Bauernhof, ursprünglich „Herwigsreute“, ist 872 Jahre alt. Seinen heutigen Namen „Rahlen“ trägt der Hof in Anlehnung an Stefan Rahl, ein bedeutender Bauernführer im Bauernkrieg 1525 und Lehensbauer auf dem Rahlen. Der Rahlenhof bietet inmitten der Stadt Ravensburg und deren Ortschaften ein erhebliches ökologisches Potential, ist Naherholungsgebiet und wichtiger Frischluftlieferant.
2) Warum ist Ihnen die Biodiversität so wichtig?
Anita und Christof Schaaf: „Die Förderung und Erhaltung der biologischen Vielfalt ist uns sehr wichtig, weil unsere Landschaften von einem wissenschaftlich belegten Artenrückgang betroffen sind. Der Rahlenhof mit seinen großen zusammenhängenden Flächen und seinen vielfältigen Strukturen bietet sich geradezu an, die Biodiversität zu fördern. Das Land Baden-Württemberg, Eigentümer der Felder und Wiesen des Rahlenhofes, fordert dies übrigens ausdrücklich von den Bewirtschaftern landeseigener Flächen.“
3) Was bedeutet es, ein „Lernort Bauernhof“ zu sein?
Anita und Christof Schaaf: „Als Lernort Bauernhof in Baden-Württemberg bieten wir Kindern und Jugendlichen einen landwirtschaftlichen Erfahrungsraum. Dieser wird begeistert aufgenommen.“
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